Übergänge

Ein Shift in meiner künstlerischen Arbeit

collagekunst, Monotypie, botanisches Motiv abstrakte Malerei

Von der Druckgrafik zur offenen Form

Nach meiner Rückkehr aus Tokyo zeichnete sich eine Veränderung in meiner Arbeit ab. Über Jahre hinweg war die Druckgrafik – vor allem der Linolschnitt – mein zentrales Ausdrucksmittel. Ich liebte das Haptische, das Rituelle dieses Prozesses. Doch mit der Zeit wuchs das Bedürfnis, mich weiterzuentwickeln. Ich begann, neue Wege zu erproben – nicht abrupt, sondern tastend, über Zwischenstufen.

Collagekunst als Verbindung zwischen Druckgrafik und Malerei

Im Rückblick sehe ich meine Collagen aus dieser Zeit als „Brückenarbeiten“. Sie vereinen Fragmente meiner früheren Druckgrafiken mit neuen Impulsen: Ausschnitte aus Magazinen, Fundstücke, Übermalungen, erste farbige Flächen. Diese Mixed-Media-Arbeiten gaben mir den Raum, mich allmählich zu lösen – von der Monochromie, von der urbanen Bildwelt, vom streng Grafischen.

Die Collage ermöglichte mir ein Arbeiten mit offenerem Ausgang – intuitiver, experimenteller, zwischen Bildfindung und Zerstörung. Sie wurde zu einer Übergangsform, in der sich mein künstlerischer Wandel erstmals konkret abzeichnete.

Collagebild mit absrakten Blüten
Collagebild mit abstrakten Blüten

Botanische Motive und florale Strukturen in der Malerei

Mit der Öffnung hin zu neuen Medien hat sich auch meine Bildwelt verändert. Statt urbaner Liniennetze und architektonischer Motive treten nun botanische Formen, florale Strukturen und natürliche Texturen in den Vordergrund. Farbe gewinnt an Bedeutung. Aus Fläche wird Tiefe. Aus Kontrast wird Modulation.

Ich entwickle Pflanzenportraits  – nicht als Abbild, sondern als bildnerische Verdichtung des Sichtbaren. Diese Interpretation der Natur dient mir als visuelle Sprache, um Stimmungen, Schichtungen und innere Zustände zu untersuchen, die diese Charaktere mit menschlichen Emotionen ausstatten.

Wechsel des Arbeitsschwerpunktes

Ich empfinde diesen Wandel nicht als Bruch, sondern als organische Weiterentwicklung. Die Collage war für mich eine Art geschützter Übergangsraum – ein Medium, mit dem ich Altes und Neues mischen, verwerfen, neu zusammensetzen konnte.

Vielleicht liegt gerade darin der Reiz dieser Arbeiten: in der Bewegung zwischen den Medien, im Spiel mit Materialien, in der Offenheit für Veränderung. Der Wechsel zur Malerei war kein Ziel, sondern eine Konsequenz – aus dem Prozess heraus entwickelt, aus dem Bedürfnis nach Farbe, Fläche, freier Komposition.

3 fragen

Heisst das, du willst nie wieder drucken?
Die Beschäftigung mit Druck war für mich eine sehr intensive Auseinandersetzung. Zur Zeit fühle ich mich einfach mehr zu malerischer Arbeit hingezogen. 

Irgendwann kommt aber bestimmt wieder ein Moment, an dem ich meine Messer und Platten wieder heraushole. 

Sind die Collagen weniger wichtig, wenn sie für dich nur Übergangsarbeiten sind?
Im Gegenteil. Diese Arbeiten nehmen einen besonderen Platz in meinem Herzen ein, weil sie meinen Wechsel, meine Entwicklung sichtbar machen. Wenn möglich kommen sie bei mir im Studio immer in einem schönen Rahmen ins Galerieregal.

Was benutzt du gerne als Material für deine Collagen?
Für die Collagen habe ich zum Beispiel  Fehldrucke verwendet, schließlich war das gutes Papier. Ansonsten, alles, was in Griffnähe ist. Kreppklebeband, Pappkartons, etc. Bei Magazinausschnitten bin ich ein bisschen wählerisch: Teure Magazine haben eine bessere Papierqualität, das mag ich lieber.

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